Wolfsgebiet Manteler Forst – Zusammenleben von Mensch und Wildtier in der Kulturlandschaft

Veröffentlicht am 11.03.2022 - Redakteur:

Über hundert Jahre lang galt der Wolf in Deutschland als ausgestorben. Mittlerweile ist er in seinen ursprünglichen Lebensraum zurückgekehrt und vor allem in Nord- und Ostdeutschland wieder verbreitet. Seit 2010 haben sich auch in Bayern erste Wölfe auf natürliche Weise wiederangesiedelt. Inzwischen gibt es in Bayern in zehn Regionen standorttreue Tiere, eine davon ist der Manteler Forst. Ein Wolf gilt als standorttreu, wenn er über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten in einem Gebiet nachgewiesen wird oder dort Nachwuchs hervorgebracht hat. Im Manteler Forst hat im Jahr 2020 erstmals wieder ein Wolfspaar ein geeignetes Territorium gefunden, noch im selben Jahr konnten dort Welpen nachgewiesen werden.
Die Rückkehr der Wölfe stellt uns Menschen vor neue Herausforderungen. Durch die lange Abwesenheit der Wölfe müssen wir heute neu lernen, wie wir mit großen Beutegreifern in unserer Kulturlandschaft leben können. Das bringt verständlicherweise viele Fragen mit sich. Um der Bevölkerung das Thema Wolf näher zu bringen, bei offenen Fragen zu beraten und einen Austausch mit den verschiedenen Interessensgruppen zu schaffen, wurde die Bayerische Naturschutzverwaltung an den Bezirksregierungen mit Wildtiermanagern verstärkt. Ronja Schlosser ist als Wildtiermanagerin in der Oberpfalz Ansprechpartnerin zum Thema Wolf und beantwortet mögliche, auftretende Fragen:
Wie leben Wölfe?
Wölfe leben im Familienverband. Ihr Rudel setzt sich aus den Elterntieren, den Welpen und den Jungtieren aus dem Vorjahr zusammen. Im Februar beginnt die Paarungszeit und nach durchschnittlich 63 Tagen Tragzeit kommen Ende April/Anfang Mai meist 4 bis 6 Welpen zur Welt. Nach 1 bis 2 Jahren verlassen geschlechtsreife Jungtiere ihren Familienverband und suchen sich ein eigenes Territorium. Die Größe des Territoriums hängt von der Nahrungsverfügbarkeit ab und liegt bei Rudeln in Mitteleuropa im Durchschnitt zwischen 150 km² und 350 km². Wölfe ernähren sich hauptsächlich von Rehen, Rotwild oder Wildschweinen. Auch Aas und Kleinsäuger stehen auf ihrem Speiseplan. Bevorzugt werden leicht zugängliche Beutetiere, so können auch unzureichend geschützte Nutztiere zur Beute werden.
Wie erkenne ich einen Wolf?
Wölfe sind hochbeiniger als viele Hunderassen. Sie besitzen relativ kleine, dreieckige Ohren, einen buschigen Schwanz und oftmals eine schwarze Schwanzspitze. Auf der Schulter befindet sich eine helle, nach hinten dunkel abgegrenzte Fellzeichnung, ein sogenannter Sattelfleck. Die Unterscheidung von Wölfen und wolfsähnlichen Hunden ist oft schwierig und nur von Experten möglich. Fotos müssen daher immer zunächst von Experten beurteilt werden, um einen Wolf als solchen sicher identifizieren zu können. Eine reine Sichtbeobachtung reicht hierfür nicht aus. Bei manchen Tieren kann sogar nur über eine genetische Analyse festgestellt werden, ob es sich um einen Wolf oder um einen wolfsähnlichen Hund handelt.

Kann eine Begegnung mit einem Wolf für Menschen gefährlich werden?
Wölfe verhalten sich Menschen gegenüber meist scheu und vorsichtig. Kommt es zu einer Begegnung mit Menschen, ergreifen sie jedoch nicht immer sofort die Flucht, sondern beobachten oft erstmal in Ruhe ihre Umgebung, bevor sie sich langsam zurückziehen. In Einzelfällen zeigen Wölfe neugieriges Verhalten, das aber grundsätzlich nicht als gefährlich einzustufen ist. In unserer dichtbesiedelten Kulturlandschaft können Wölfe vereinzelt auch in Siedlungsnähe oder auch tagsüber gesichtet werden, ohne dass hierbei eine Gefährdung anzunehmen ist. Seit der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland hat es keinen Angriff auf Menschen durch Wölfe gegeben.
Wie verhalte ich mich, wenn ich einem Wolf begegne?

  • Haben Sie Respekt vor dem Tier, wie vor jedem anderen Wildtier auch.
  • Verfolgen Sie den Wolf nicht und halten Sie Abstand.
  • Laufen Sie nicht weg. Wenn Sie mehr Abstand möchten, ziehen Sie sich langsam zurück.
  • Falls Sie einen Hund dabeihaben, sollten Sie diesen anleinen und nahe bei sich halten. Ein Hund an der kurzen Leine wird vom Wolf als eine Einheit mit dem Menschen wahrgenommen und in der Regel gemieden.
  • Wenn Ihnen der Wolf zu nahe erscheint, machen Sie auf sich aufmerksam. Sprechen Sie laut, gestikulieren Sie oder machen Sie sich anderweitig bemerkbar.
  • Füttern Sie niemals Wölfe! Die Tiere könnten dadurch lernen, menschliche Anwesenheit mit Futter zu verbinden und dadurch ihr natürliches Verhalten ändern. Daher ist das Füttern von Wölfen auch gesetzlich verboten (§ 45a Abs. 1 BNatSchG).
    An wen wende ich mich, wenn ich einen Wolf gesehen oder ein gerissenes Tier gefunden habe?
    Hinweise zu großen Beutegreifern wie Wolf, Luchs und Bär (Sichtungen/Fotos, Rissfunde, Kot,..) melden Sie bitte an die Fachstelle „Große Beutegreifer“ am Bayerischen Landesamt für Umwelt, täglich von 10-16 Uhr (auch am Wochenende) unter 09281/1800-4640 oder unter fachstelle-gb@lfu.bayern.de.
    Auch die Polizei oder das Landratsamt nehmen die Hinweise entgegen und leiten sie entsprechend an die Fachstelle weiter. Mutmaßliche Nutztierrisse müssen zeitnah an die Fachstelle gemeldet werden, um eine Beteiligung großer Beutegreifer überprüfen und mögliche Spuren sichern zu können.
    Wie kann ich meine Nutztiere vor Wolfsübergriffen schützen?
    Um Nutztiere vor Wölfen zu schützen, gibt es verschiedene technische Möglichkeiten zur wolfsabweisenden Zäunung. Hierbei kommen Elektrozäune zum Einsatz, auch Zaunschürzen oder andere mechanische Barrieren können als Untergrabschutz dienen. Ebenso bietet der Einsatz von Herdenschutzhunden eine Möglichkeit. Zur Unterstützung der Tierhalter fördert der Freistaat Maßnahmen zum Schutz von Nutztieren vor Übergriffen durch Wölfe in definierten Förderkulissen. Die Beratung und Antragstellung zur Zäunung erfolgt über die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, die Beratung zu Herdenschutzhunden am Bayerischen Landesamt für Umwelt.
    Wo kann ich mich informieren?
    Bei allgemeinen Fragen zum Thema Wolf und Herdenschutz oder zur Vermittlung an die jeweils beratende Behörde wenden Sie sich gerne an die Wildtiermanagerin der Regierung der Oberpfalz:
    Ronja Schlosser
    Telefon: 0941 5680-1855
    E-Mail: Ronja.Schlosser@reg-opf.bayern.de.
    Informationen zu großen Beutegreifern, dem Wolfsmonitoring und den Meldewegen in Bayern finden Sie auf der Seite des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) unter: https://www.lfu.bayern.de/natur/wildtiermanagement_grosse_beutegreifer/index.htm
    Wolfshinweise melden Sie bitte an die Fachstelle „Große Beutegreifer“ (LfU):
    Telefon: 09281/1800-4640 (täglich 10-16 Uhr)
    E-Mail: fachstelle-gb@lfu.bayern.de.
    Weitere Informationen sowie die Monitoringdaten für ganz Deutschland sammelt die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf: https://www.dbb-wolf.de/
    Für die Beratung zur wolfsabweisenden Zäunung und Antragstellung sind die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zuständig.

< zurück zur Übersicht

Anzeige

Veranstaltungen / Mantel

Veranstaltungen / Oberpfalz

Das Wetter in Mantel

Das Marktblatt bei Facebook