Nachruf Rudi Bayer

Veröffentlicht am 10.09.2021 - Redakteur: Siegfried Bock

Mantel trauert um Männergesangverein-Vorsitzenden Rudi Bayer
Er war eine Sängerpersönlichkeit von Format

Rudi Bayer hat den MGV 1914 wie einen Augapfel behütet. Er war beliebt und geachtet weit über Mantel hinaus. Viele, auch die Sänger im Südtiroler Eggen im gleichnamigen Tal, haben seine uneingeschränkte Freundschaft erfahren dürfen.

Bei der bewegenden Trauerfeier mit großer Anteilnahme sowohl in der Pfarrkirche St.Peter und Paul, -sie war für ihn nicht nur als aktives Mitglied des Kirchenchors ein Stück Heimat - als auch im Friedhof nahmen viele Manteler, an der Spitze Bürgermeister Richard Kammerer ( „Er war ein echter guter Freund, wurde mit der Ehrenamtskarte ausgezeichnet“), ehemalige Arbeitskollegen und Musikfreunde von auswärts, Abschied von einem großen Idealisten. Auch die Kolpingfamilie mit Banner erwies ihrem seit 65 Jahren treuen Mitglied, das sich beim Bau der Minigolfanlage einbrachte, die letzte Ehre.

In ihrer treffenden Biografie zeichnete Bayer-Tochter Katrin das Leben des Vaters und Opas nach. Als viertes von fünf Kindern der Eltern Johann und Margareta Bayer geboren, war seine Kindheit vom 2.Weltkrieg geprägt, nicht nur weil der Vater im Krieg und Gefangenschaft war und er deshalb vom Großvater viel gelernt habe. Schon früh habe er seine Liebe zur Natur entdeckt, nicht zuletzt durch seinen Aufenthalt als Hütbub auf der Peideri und sein Durchstreifen des Mantler Waldes. So hat er beobachtet, wo Vögel brüten und trug auf diese Art durch Hilfsarbeiten in der Nachbarschaft hat er zur Ernährung der Familie bei. Seine Mutter hatte es nicht immer leicht mit ihrem Lausbuam. „Für uns waren seine Streiche einfach unglaublich abenteuerliche Geschichten, von denen wir nie genug hören konnten und von denen es unendlich viele gab“ sagte Katrin. Die Schulzeit war ein Muss für ihn, ungeduldig hat er sie ertragen. In der Jugendzeit unternahm er mit der Jungkolping-Gruppe diverse Fahrradtouren. Einfach war die Ausstattung; ein Dreigangrad schon ein Highlight. Übernachtet wurde in Zelten. So erkundeten sie das Fichtelgebirge mit dem Fichtelsee, die Fränkische Schweiz, bis sie sich schließlich über den Spessart hinaus bis zur Loreley am Rhein trauten.

MAURER STATT BÄCKER

Bei der Auswahl seines Lehrberufs stand er vor einem Konflikt. So gerne hätte er Bäcker gelernt. Jedoch waren abendliche Wirtshausbesuche und das für einen Bäcker übliche Frühaufstehen nicht miteinander vereinbar. So hat er sich für den Beruf des Maurers entschieden. Beim „Krausngirgl“ erlernte er den Maurerberuf. Nach der Gesellenprüfung hat er sich schweren Herzens entschieden, noch einmal die ungeliebte Schulbank zu drücken, um seine Meisterprüfung in Regensburg abzulegen. Er wechselte dann zur Firma Hans Kraus. Bei Kanalbauarbeiten in Schönkirch lernte der lustige Capo seine geliebte Rita kennen, die er 1967 heiratete, mit Hilfe Verwandter ein Haus baute, das die Familien der Kinder Katrin, Judith und Florian heute noch schätzen. Den Enkeln Greta, Jakob und Lousia war er ein unglaublich beliebter Opa, weil er mit ihnen kletterte, gesungen und gelacht hat.

BEGEISTERUNG FÜR DAS BERGSTEIGEN` GEWECKT UND WEITER GEGEBEN

in erinnerte an die Abenteuerlust mit Freunden unter Führung seines Bruders Hans, mit eingeschworenen Freunden das Matterhorn zu besteigen. Beinahe wäre ihnen diese Tour wegen eines Wetterumsturzes zum Verhängnis geworden. Nach 36 Stunden und Kooperation mit Traunsteiner Bergsteigern gelang der Abstieg. Mit seinem Bruder Hans überquerte er auf dem Similaun-Gletscher, ohne es zu wissen, Ötzi. Ein Freund drohte bei dieser Tour in eine Gletscherspalte zu stürzen. In einer dramatischen Aktion gelang seine Rettung. Überall wo die Truppe auf einer Hütte eintraf, war am Abend musikalische Unterhaltung gewiss. Es wurde gesungen, gelacht, getrunken. Schnell hatte man die Hütte mit all seinen Gästen durch Gesang begeistert.

„Die Begeisterung fürs Bergsteigen hat er an uns alle weitergegeben.“ Ab 1965 war der Vater beim Straßenbauamt wegen seiner Fachkompetenz auf Baustellen gefragt. Rudi Bayer war ein Menschenfreund und hat es verstanden, Menschen zusammen zu bringen, Gemeinschaft herzustellen, zu verbinden. Harmonie und geselliges Beisammensein – am liebsten mit Gesang – haben ihn ausgezeichnet. Durch sein ruhiges, unerschütterliches und ausgeglichenes Gemüt hat er überall eine Wohlfühl-Atmosphäre geschaffen. Unvergessen bleiben sein toller Humor, seine Lebensfreude und Herzenswärme. „Dieses Vermächtnis wollen wir bewahren und weiterleben schloss Katrin.“

BERÜHRENDER TRAUERGOTTESDIENST

Bei der von Sopransolistin Gertrud Werner aus Luhe („Ich bete an die Macht der Liebe“), Michael Bertelshofer (Orgelspiel „Aschenbrödel“) und dessen Sohn Julian (Trompetensolo „Der einsame Hirte“) auch musikalisch berührenden Eucharistiefeier –die von Sohn Florian vorgetragene Lesung aus dem Psalm 121, identisch mit dem späteren Lied des MGV, Enkelin Greta las die Fürbitten - sagte Pfarrer Hans Bayer, dass seinem Bruder gelungen sei, Gebete und Lieder in den Alltag einzubeziehen. Rudi konnte in jeder Situation ein treffendes Lied anstimmen: Ein Loblied, ein Danklied, ein Segenslied, ein Wanderlied, ein Abendlied, ein Liebeslied, ein Lied am Feuer und dazu immer erzählen. „Singen bringt uns in Berührung mit positiven Gefühlen in uns. Gemeinsam singen verbindet. Schon ein kleines Lied kann viel Dunkelheit erhellen“ zitierte Pfarrer Bayer Franz von Assisi.

Erstaunlich war auch, mit welchem Gleichmut und welch innerer Ruhe er seine Krankheit ertrug. Todkrank feierte er fröhlich singend das Verwandtentreffen am 24.Juli bei Nichte Monika in Grafenwöhr mit. Am 20.August kam er in die Palliativ-Station Weiden. Dort wurde er vorzüglich gepflegt. Ich konnte ihm noch die Krankensalbung spenden. Am 26.August ist er dort, begleitet von seiner Rita, friedlich entschlafen.

WIR WERDEN SPÜREN, DASS WIR KRAFT BEKOMMEN VON DER BEGEGNUNG, DENN RUDI LEBT MIT UNS

Aus welchen Quellen schöpfte Rudi? , fragte sein Bruder. Gute Kraftquellen waren seine Rita mit Angehörigen. Rudi war zuhause in den Baggerweihern um Mantel, genoss die Freiheit der Bewegungen und zugleich das Getragen sein im Wasser, Symbol der Gottesbegegnung, staunte über die eigenen Spuren am Gletscher, dachte dabei an die eigenen Spuren in seinem Leben. Er erlebte die Freiheit in den Bergen, wie das Steigen den langsamen Schritt fordert, wie in den Bergen das Hasten schwindet, wie der weite Blick entspannt, uns Zukunft eröffnet.

Am Gipfel, wo die Welt zu Ende geht und wo über uns nur mehr der weite Himmel steht und die Wolken ziehen, wächst aus dem Blick in die Tiefe und Weite die Frage nach dem Sinn des Ganzen. Bayer zitierte den bereits verstorbenen Innsbrucker Bischof Reinhold Stecher: „Das Gipfelkreuz, das auf so vielen Bergtouren unserer Heimat steht, deutet den letzten allumfassenden Sinn aller Wege: Die erlösende Liebe des Unendlichen. Weiter schreibt Stecher: „Hier am Gipfel Eucharistie feiern, da begegnet Christus Lebendigen. Jesus selbst hat den Berg gewählt, um inniger zu leben. Hier wogt das Gloria, das Alleluja, das Sanctus wird zur Anbetung. Pfarrer Bayer abschließend: „Eines ist sicher, wir sind über den Tod hinaus mit Rudi verbunden. Wenn die Wunde, die sein Tod gerissen hat, nicht mehr blutet, werden wir spüren, dass wir Kraft bekommen von der Begegnung, denn er lebt mit uns.“

DER MGV WAR SEIN VEREIN

Nach der Einsegnung widmeten 25 Aktive ihrem Rudi „Hebe deine Augen auf“ aus dem Oratorium “Elias“ und das Schifferlied von Friedrich Silcher.
„Er war ein besonderer Mensch mit Liebe zu Musik und Gesang, hatte eine besondere Gabe, immer instinktiv das richtige Gespür für die jeweilige Situation, zu jedem Anlass, die Menschen anzusprechen“ führte zweiter MGV-Chef Albert Puff aus. Seit 1959 war seine Stimme im 2.Tenor unverwechselbar und sein frohes und ehrliches Wesen sehr geschätzt. Seit 1990 als zweiter und ab 1996 als erster Vorsitzender prägte er MGV maßgeblich. „Es war sein Verein“ betonte Puff. Diesem wertvolle Impulse zu geben, das habe Rudi durch seinen Ideenreichtum und Organisationstalent verstanden. So ließ er Ausflugsfahrten zu unvergesslichen Erlebnissen werden, initiierte und organisierte 1998 die Weinfeste und führte Regie beim 90. und 100-jährigen Jubiläum 2014. Puff erinnerte an weitere zahlreiche kulturelle und kirchliche Veranstaltungen wie das Neujahrskonzert, die durch Bayers Bestreben vom MGV mitgestaltet wurden. Seinen 80.Geburtstag durfte der MGV bei Musik und Gesang fröhlich mit ihm feiern. Dabei erzählte er Anekdoten aus früherer Zeit, besonders von den Bunten Abenden des MGV.„Gesang und Geselligkeit zu pflegen war ihm wichtig. Mit seiner lustigen und verschmitzten Art hat er die Herzen der Sänger gewonnen.“

Sein Andenken stets in Ehren zu halten, ist für den MGV nicht unverbindliche Redensart. In einem eigens gestalteten Gottesdienst werden die Sänger seiner gedenken.

Bild: Der Protagonist des Gesangs in seinem Element

Bild: Rudi Bayer mit seinen Mantler Sängerfreunden in Südtirol

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