Veröffentlicht am - Redakteur: Hans Kneißl
Am nachwachsenden Laubbaumbestand erklären Förster Philipp Bahnmüller (rechts) und Erwin Fischer (Mitte) dem Landtagsabgeordneten Dr. Stephan Oetzinger (links), wie durch Sturmschäden entstandene Lücken wirksam geschlossen werden können.
Die Jahre 2018 und 2019 waren für unseren Wald sehr anstrengend. Die lange Trockenheit machte auf notwendige Änderungen in der Waldbewirtschaftung aufmerksam. Bei einer gemeinsamen Waldbegehung mit dem Leiter des Forstbetriebs Schnaittenbach Philipp Bahnmüller und Revierförster Erwin Fischer informierte sich Landtagsabgeordneter Dr. Stephan Oetzinger über den Klimawandel und seine Auswirkungen auf die künftige Bewirtschaftung des Waldes.
Waldumbau zum Zukunftswald – gemischt, strukturiert und artenreich
„Die Trockenheit der vergangenen beiden Sommer hat vor keiner Baumart haltgemacht“, berichtete Bahnmüller: Fichten, Kiefern und Eichen litten unter der Trockenheit. War bislang vor allem die Fichte anfällig gegenüber Trockenperioden, so wiesen nun auch Baumarten wie Buche und Kiefer Dürreschäden auf.
Der Klimawald von morgen steht schon in den Startlöchern
„Grund zur Panik ist dies aber nicht“, machte Bahnmüller deutlich. Der Wald als Ganzes sei nicht in Gefahr, da die nächste Waldgeneration in vielen Bereichen des Staatsforsts schon bereitstehe. „Im Forstbetrieb Schnaittenbach setzen wir vermehrt bei der Verjüngung auf einen Baumartenmix und damit auf mehr Vielfalt“, erklärte der Forstbetriebsleiter. So sollen neben Kiefer und Fichte auch Tanne, Douglasie, Buche, Birke und Eiche den zukünftigen Klimawald bilden. „Wir pflanzen und säen nur Baumarten, die sich nicht natürlich einstellen, wie etwa die Tanne oder die Eiche. Bei der Naturverjüngung setzen wir auf junge Bäume, die sich von alleine ansamen und die wir dann sorgsam pflegen“, ergänzte Revierförster Fischer. So werde auch die Klimaanfälligkeit des Waldes minimiert. Auf Nachfrage von MdL Oetzinger bestätigte Fischer, dass die Umbauten in seinem Revier bereits erste Erfolge zeigten und sich eine deutlich stärkere Mischung der Baumarten eingestellt habe.
Moderne Technik schützt Wald und Mensch
Holzernte in Wäldern, in denen unter dem Schirm des Altholzes schon die nächste Baumgeneration heranwächst, sei anspruchsvoll, gilt es doch die jungen Bäume zu schützen. Daher kommt oftmals die moderne Holzerntemaschine, der so genannten Harvester, zum Einsatz. „Wir setzen auf den Einsatz eines modernen Harvesters mit sogenannter Baumhaltertechnik. Damit schonen wir unsere Waldarbeiter und auch den nachwachsenden Wald, da die Maschine in der Lage ist, die Bäume im Ganzen aus dem Wald zu heben“, erklärte der Kohlberger Staatsförster. Die jungen Bäume würden so nicht durch umfallende Bäume umgebrochen oder -geknickt. Auch ist die Gefährdung für die Mitarbeiter deutlich geringer.
Das so geerntete Holz ist nicht nur ein hochwertiger Rohstoff etwa für die Möbelindustrie, sondern bindet langfristig den Kohlenstoff aus der Luft. Holznutzung und -verwendung ist damit ein wichtiges Instrument im Kampf gegen den Klimawandel. „Der Wald ist Opfer des Klimawandels und Held im Kampf gegen den Klimawandel zugleich“, erklärt Bahnmüller. Der Wald leide unter den höheren Temperaturen und den geringeren Niederschlägen. Werde der Wald aber bewirtschaftet und das immer wieder nachwachsende Holz genutzt, so werde der darin enthaltene Kohlenstoff langfristig gebunden. Die Waldnutzung sei damit ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel.
Tier- und Artenschutz wichtiger Aspekt im Klimawald
Beim Waldumbau schaut der Forstbetrieb Schnaittenbach aber nicht nur auf die nächste Baumgeneration. Auch die Belange des Natur- und Artenschutzes spielen eine bedeutende Rolle. Alte Buchen mit Baumhöhlen für höhlenbrütende Vogelarten, wie etwa dem Schwarzspecht, so genannte Biotopbäume bleiben grundsätzlich stehen. Abgestorbene Bäume, von denen keine Gefahr für Waldbesucher oder Waldarbeiter ausgeht, verbleiben ebenfalls als Biotopholz im Wald. Sie sind wichtiger Lebensraum für totholzbewohnende Insekten, Spinnen und Pilze. Eine große Tier- und Artenvielfalt seien wichtig.
Dr. Oetzinger zeigte sich von der Arbeit der Staatsforsten im Forstbetrieb Schnaittenbach beeindruckt: „Hier wird aktiver Klimaschutz betrieben“, lobte er. Zugleich gelte es aber, die Arbeit der Staatsforsten immer mit entsprechender Öffentlichkeitsarbeit zu begleiten. „Nur wenn wir den Menschen erklären, was wir mit ihrem Wald tun, dann haben wir auch Akzeptanz für die Art der Bewirtschaftung.“