Beim Erörterungstermin in Sachen Ortsumgehung Mantel kamen alle Interessenvertreter zu Wort

Veröffentlicht am 25.10.2022 - Redakteur: Eva Seifried

Wie es gesetzlich vorgeschrieben ist, fand am Mittwoch, 19.10. in Mantel in der Mehrzweckhalle ein Erörterungstermin für die Einwände im ergänzenden Verfahren zur Ortsumgehung von Mantel statt. Oberregierungsrätin Sabine Hauser von der Regierung der Oberpfalz leitete die Veranstaltung und erteilte allen Interessenvertretern das Wort. Der Landesbund für Vogelschutz hatte im Mai 2020 Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht, da der Bescheid der Regierung nach Meinung des LBV erhebliche naturschutzfachliche Mängel aufweist. Hauptsächlich geht es um den Schutz des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings, einer besonders schützenswerten Schmetterlingsart und nun kommt auch der Weißstorch noch dazu, der gestört werden könnte. Planer Frank Viehmann vom staatlichen Bauamt Amberg-Sulzbach stellte die derzeitige Situation vor mit hohem Sicherheitsrisiko, engen Kurven sehr schmalen Gehsteigen die es Müttern mit Kinderwägen, Senioren mit Rollator oder Rollstuhlfahrern unmöglich machen den Gehweg zu nutzen. An der Wand der Mehrzweckhalle hingen eindrucksvolle Fotos, die eine mit Lastwagen verstopfte Hüttener Straße zeigten. Laut Straßenbauamt fahren täglich 4.500 Autos, davon 500 Lastwägen durch diese Straße. Dietmar Narr, Landschaftsarchitekt mit Schwerpunkt der Erarbeitung landschaftsökologischer und landschaftsplanerischer Studien und Planungen war als Sachverständiger für umweltfachliche Fragestellungen hinzugezogen worden. „Es gibt keine zumutbaren Alternativen“ Neues Grünland zur Sicherung des Erhaltungszustandes des Schmetterlings wird geschaffen, so Narr. „Der Weißstorch ist relativ unempfindlich gegen Straßenbaumaßnahmen“. Vertreter des Landesbundes für Vogelschutz waren Helmut Beran vom Landesverband, Christoph Bauer vom LBV Oberpfalz und Adolf Küblböck von der Ortsgruppe Weiherhammer. Der LBV hat eine E-Mail Adresse für die Bürger eingerichtet für alle Fragen rund um die Ortsumgehung Kontakt unter: ihrefrage@lbv.de Die LBV-Vertreter sind der Meinung dass erheblicher politischer Druck auf die Behörden ausgeübt wurde mit dem Ziel den Bau ohne ausreichende Würdigung des Naturschutzes voranzutreiben. Tobias Bäumler, Leitung Straßenbau beim staatlichen Bauamt Amberg-Sulzbach ging auf eine ursprünglich geplante Nordvariante ein, die aber nur wenig Verkehr aus dem Ort ziehen würde, die Südumgehung entlastet den Verkehr um 60 bis 70 Prozent. „Naturschutz ist auch für uns von hohem Wert“, so Bäumler. Die LBV-Vertreter fanden die Lage der Ausgleichsflächen nicht optimal und bezweifelten die Kontrolle, Bauamtsvertreter bestätigten aber dass sie als staatliche Behörde korrekt arbeiten und vier bis fünf Mitarbeiter in der Landschaftspflege beschäftigen, welche die Pflege der Ausgleichsflächen kontrollieren. Bürgermeister Richard Kammerer bestätigte, dass der Markt Mantel sehr zur Natur steht. Jedes Jahr werden 20 bis 30 Bäume gepflanzt und die Gemeinde und zahlreiche Bürger haben Blumenwiesen und Bienenweiden angelegt. „Aber für uns ist die Belastungsgrenze erreicht“. Unsere Bürger beklagen. dass hier der Mensch hinter dem Schmetterling kommt. Tobias Bäumler bestätigte, dass das Bauamt nachgearbeitet habe und Lückenbei der Planung geschlossen habe. Für den LBV sind aber nach wie vor einige Punkte ungeklärt. Vertreter vom Bund Naturschutz waren Vorsitzender Hans Babl, Geschäftsstellenleiter Jürgen Holl und Hermann Scharl. Sie sahen in der Lösung des Verkehrsproblems der Hüttener Straße keine Einzelmaßnahme. Sie forderten ein sinnvolles Gesamtkonzept. Durch das Baugebiet Schlossäcker sei die Nordumgehung unmöglich geworden. „Wer Straßen baut wird Verkehr ernten“ so der Bund Naturschutz.
Einiges an der Situation ist auch hausgemacht: Es gab während der ganzen Zeit nicht einmal Versuche von Seite der Gemeinde, durch weitere „Schikanen“ die Ortsdurchfahrt für den Durchgangsverkehr noch unattraktiver zu machen und diesen somit aus dem Ort hinauszudrängen. Auch das hat zur steigenden Belastung der Anwohner beigetragen. Der Abschnitt mit dem größten Konfliktpotential kommt am Schluss und muss „auf Teufel komm raus“ umgesetzt werden, weil sonst das Gesamtprojekt wenig Sinn macht.
Das dramatische Artensterben wird auch durch Lebensraumverluste in Folge von Baumaßnahmen beschleunigt. Bei ausbreitungsschwachen Arten wie dem Großen Wiesenknopf-Ameisenbläuling können solche Eingriffe im Vorkommensgebiet die Population dezimieren. Ob gut gemeinte und gut gemachte Ausgleichsmaßnahmen wirklich erfolgreich sind, ist nicht sicher und bleibt abzuwarten. Im Übrigen werden bei dieser Planung Erfordernisse des globalen Klimaschutzes nicht berücksichtigt war die Darstellung von Jügen Holl. Der Manteler Rathauschef erläuterte, es handelt sich hier um eine Kreisstraße, hier besteht ein Widmungszweck, dieser beinhaltet den Schwerlastverkehr. Wir brauchen die Umgehungsstraße, ohne die Umgehung, wird sich auch der Verkehr in Hütten, Kaltenbrunn und Dürnast auf absehbare Zeit erhöhen. Laut Tobias Bäumler gibt es für die Umgehung der Kreisstraße keine Alternative. Adolf Küblböck vom LBV ist der Meinung. dass man Mensch und Natur nicht auseinanderdividieren kann. „Wir sind diejenigen die die Lebensgrundlage des Menschen sichern“. „Nach 36 Jahren Belastung sind wir diese Maßnahme unseren Bürgern schuldig“, so Kammerer. „Die Natur holt sich ihren Raum zurück“ und man kann sich annähern. Landrat Andreas Meier wies als Bauherr zurück dass politischer Druck ausgeübt wurde und auch keine widerrechtlichen Einflüsse genommen wurden. „Klar machen wir Druck dass das Verfahren zu einer Entscheidung kommt das sich nun schon so lange hinzieht und es sieben bis acht Änderungen gab. Einwände kommen immer erst dann wenn alles geplant ist. „Der Landkreis geht auch nicht leichtfertig mit der Natur um, siehe Naturpark und so weiter. Oberregierungsrätin Sabine Hauser erklärte abschließend dass jeder seine Argumente vorbringen konnte, der Erörterungstermin der Informationsfindung gedient habe. Jeder konnte Argumente vorbringen die im Verfahren berücksichtigt werden. „In einer Demokratie hat jeder ein Recht auf freie Meinungsäußerung, auch die Bürger mit ihrer Demonstration“. „Eine Entscheidung gibt es heute nicht“, so Hauser.
Während Regierungsvertreterinnen und Bauamt sich auf gutem Wege sahen, erklärten die Vertreter des LBV im Anschluss vor der Halle dass sie die Sache noch länger beschäftigen wird.

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